D>Elektro   |1.2.1|  |>NEUland
      |> Geschichte/n + Klaenge
der modernen elektronischen Musik in Deutschland |<
 
D>Elektro 1.2 - |> das erweiterte Konzept <|
|1.2.1| Entwicklung + Geschichte/n

|>NEUland
> Entstanden aus Ruinen | Klaenge aus dem Nichts |

"Nach dem Krieg war die deutsche Kultur, insbesondere die Unterhaltungskultur zerstoert. Die Deutschen waren ihrer Kultur beraubt. Ich denke, wir waren die erste Nachkriegsgeneration, die dieser Leere etwas entgegensetzte (...)
Wir koennen und wollen nicht verleugnen, dass wir aus Deutschland sind. Es spiegelt sich in unserer gesamten Musik."  
Ralf Huetter [Kraftwerk]

Der Antrieb, sich dieser Leere und dem damals herrschenden kulturellen Vakuum entgegenzustellen, erklaert auch die bahnbrechenden und wesentlich radikaleren Ergebnisse, als sie etwa die anglo-amerikanischen Gruppen der damaligen Zeit erzielten.

Hier ging es nicht darum eine musikalische Kraft-durch-Blumen Mentalitaet mit dem passenden Soundtrack zu untermalen. Es ging um die Schaffung einer eigenen, neuen kulturellen Identitaet, eines eigenen Ausdrucks in musikalischer Form.

Da es keine Wurzeln im eigenen kulturellen Raum gab, musste aus dem Nichts eine ganz individuelle Sprache, samt dazugehoeriger Grammatik erdacht UND realisiert werden. Doch war diese Herausforderung zugleich eine einmalige Chance. Dies erklaert auch, warum in einem so kleinen Kulturkreis in so kurzer Zeit soviel musikalisches Neuland betreten wurde.
Hinter den Tapeten
Denn das war es: NEUland - da es fuer diese Musiker in kultureller Hinsicht kein 'altes', kein 'Heimatland' gab, in dem man seine eigenen kulturellen Wurzeln hatte. Die Zeit, in der sich in Deutschland eine moderne Musik haette entwickeln koennen, war durch die Nazi-Zeit und ihre Folgen wie ausgeloescht.
"Their feeling was that their lives had just started from scratch - there was no history that they wanted to acknowledge as theirs."
Peter Blegvad
Es gab keinen deutschen Rock'n'Roll, keine germanischen Beatles, keinen teutonischen Elvis. Eigene Anknuepfungspunkte konnten nur in der ferneren Vergangenheit gefunden werden.
Aufgewachsen in der muffig- verklemmten Kalten-Kriegs-Paranoia der 50er Jahre, wurde das Verlangen nach etwas Neuem, etwas Eigenem immer staerker.

born in the 50's     "Wir erwachten in den spaeten 60ern und merkten, dass Deutschland zu einer amerikanischen Kolonie geworden war.

Es gab keine deutsche Kultur, keine deutsche Musik, nichts. Man lebte in einem Vakuuum.
Die Jungen orientierten sich voellig am amerikanischen Lebensstil: Autos, Hamburger und Rock'n'Roll.

Ralf Huetter [Kraftwerk]

Die Leere, in der sich diese neuen musikalischen Ideen ergiessen sollten, kombiniert mit der Neu-Gier, erklaert sicher die ungeheuere Vielfalt an Experimenten und musikalischen Stilen, die hier innerhalb weniger Jahre entwickelt wurden.
In diesem Neuland gab es erstmal keine Grenzen und Regeln.
Alles konnte - ja musste selbst erfunden werden. Vorwaerts in alle Richtungen! Soweit die eigenen Ideen tragen und die Instrumente spielen.
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