"sprache als abgefeuerter wille ist also einmal mehr ein liebgewonnener scheißdreck, weil er, der feuersprachige scheißwille, in seinem reservat seine bocksprünge zählt, wo man ihn sonntags mit den kindern besuchen und ihn der kinderseele vorführen kann: als gegenwelt und wie schrecklich es wäre, der scheißdreck als welt, wäre sprachfeuerwille eine einflußreiche möglichkeit. DAS ABNORME definiert schließlich den publikumsbegriff, zieht die grenze zwischen den bezahlten sitzen und dem verpinkelten arenastaub. und der ALLES-DARsteller als minoritäres publikum will ein gigantomanisches sterben und ein furchtbares glück aufführen und danach mit dem majoritären publikum einen elitären kelch trinken gehen, und das majoritäre publikum zahlt dem minoritären wahn tatsächlich ein wasserglas voll flüssigkeit."
16.00 | Tranquilizing Coffee Hop Shop. Roter Teppich, VIP-Lounge & Kaffeekränzchen in angenehmem Ambiente. Medien sind mitzubringen. Eintritt frei. |
20.00 | Hartmoderne Event mit DJ T-Ina und Eric Schmidt. im Eschschloraque, rümschrümp (Rosenthaler Str. 39). |
22.00 | NETTOHOUZ Platten auf dem Teller im Eschschloraque, rümschrümp (Rosenthaler Str. 39). |
14.00 | stephan porombka & hilmar schmundt: anmerkungen zu mythos und kult der gegenkultur, Dr. Sabine Helmers, Heiko Wichmann: 10 Thesen zur audio-visuellen Codierung von Wirklichkeit, Dirk de Pol: memetik oder wie wird die weltanschauung sexy | Harry Hass: Der letzte Kanister, die glücklichen arbeitslosen auf der suche nach unklaren ressourcen |
16.00 | Verstärker: Von Strömungen, Spannungen und überschreibenden Bewegungen, Enno E. Peter: POP-DIY (Publizieren Ohne Papier. Do It Yourself), Pakt: Die Jugendkulturbeobachter, POP-Gespräch mit E. Maas / Pakt / E. Peter / U.Schleth / Verstärker | Salbader: Ein Kleinod nachdenklicher Spaßkultur, Shelter Performance Group: hommage à brock |
18.00 | Florian Cramer & Herbert A. Meyer: Betriebshof Internet, Mario Mentrup: Corporate Identity - ein Erlebnisbericht, Dr. Heinrich Dubel: Helicopter-Bericht | Andreas Hansen / Bert Papenfuß / Stefan Ret & andere: SKLAVEN Lesung & Gespräch, Jörn Luther: Veranstaltungskonzept SKLAVEN Markt, jörg foth: videojournal progressor |
20.00 | Gruppe M, Klaus-d.Michel (AWP SculpturePlan): SublimePrayers | Ulrich Schlotmann, Ambros Waibel: Pulp Marburg |
14.00 | Susanna Mende: hypertext-elemente in den romanen "das buch von manuel" und "Rayuela" von Julio Cortázar, Mina Hagedorn: dagtolyse | Tellheimer, Gernot Kamecke, Moritz Wulf Lange |
16.00 | Mark Hartenstein: Wiener, Verena Kuni: metamorphose im zeitalter ihrer technischen (re)produzierbarkeit, Wolfgang Neuhaus: Das Terrain des Cyberpunk. Neues von Gibson, Sterling, Stephenson | Tanja Dückers: Kobaltblau, Nick Grindell, Nina Petrick: Wunschbilder oder die Reise |
18.00 | Arnd Wesemann: Tanz/Theater/Internet, Rike Anders: Die Frau in Weiß, Knut Gerwers: the spirit of the p/age, Florian Cramer: Textautomaten | Julia Solis: Spitting Image, Claudius Hagemeister: PoetripHop , Toni Vakuum |
20.00 | Ulrich Heinke: 5 Zwischentexte für Singer/Songwriter (video) | Superbierfront: Superbierfront und die anderen Medien, Break-In-Chill-Out-Good-Bye |
Hartmoderne | c/o The Thing, Bergstraße 21, 10115 Berlin, Tel. 030/28391180, Fax 28391179, email hartmoderne@thing.de |
Ulf Schleth | Koordination/Konzeption, Tel. 030/28391180, email ulf@thing.de |
Wolfgang Neuhaus | Konzeption, Tel. 030/6244112, email foyle@zedat.fu-berlin.de |
Sylvia Egger | email 106135.3035@compuserve.com |
Spendenkonto: U. Schleth (Verwendungszweck 'hartmoderne'), Berliner Sparkasse, BLZ 100 500 00, Kto.-Nr.: 950182362
Eric Schmidt: "Linda" (Realaudio, 3.03 min.) | |
Wolfgang Neuhaus: "Am Nullpunkt derPosthumanität". Cyberpunk-Fragmente. | |
Gary Wolf: "The Curse of Xanadu" | |
Hartmoderne Software: Textmaschinen, Hypertext und mehr. | |
Stefan Beck & Oliver Halbe: "Das Verhängnis" (Realaudio, Sprecharbeit, 1.01 min.) | |
Stefan Beck & Oliver Halbe: "Peter spricht" (Realaudio, Sprecharbeit, 1.15 min.) |
Ist Literatur auf dem Bildschirm so spannend wie Untertitel ohne Film?
Das Vergnügen beim Lesen am Bildschirm, so der Medientheoretiker Florian
Cramer, läßt stark zu wünschen übrig: Laufende Telephongebüren,
Lüftungsgeräusche und die schlechte Auflösung der Schrift
machten den Computer zu einem literaturfeindlichen Medium. Da im Internet
keine Copyrights und keine Autorenhonorare vergeben werden, taugt für
ihn das Netz höchstens als Tummelplatz ambitionierter Hobbyschreiber.
Ist das Internet eine kollektive Textmüllkippe, eine Art weltweites
Poesiealbum? Oder passiert dort eine neue und aufregende Literatur? Entlang
welcher Linien verlaufen die qualitativen Einflüsse medientechnische
Veränderung auf das, was Literatur ist oder sein kann? Hartmoderne
- Literatur, Virtualität und Medienkampf hieß ein "Forum
zur Positionsbestimmung neuer Literatur in der Informationsgesellschaft",
zu dem sich am Wochenende Schriftsteller und Theoretiker des digitalen
Zeitalters im Stillen Museum in Berlin-Mitte einfanden.
Für eine eher vorsichtige Annäherung an die neuen Eigenschaften
von Netzliteratur plädierten Harun Mayé und Markus Krajewski.
Sie sind Herausgeber des Internetmagazins "Verstärker", einem
akademisch orientierten Versuch des "Einstiegs in die Hypertextuellen Kulturwissenschaften".
Tatsächlich, so ihre These, waren Texte nie als streng lineare Sinnzusammenhänge
organisiert, und die zentralen Kennzeichen des klassischen Hypertextes
- das Aufbrechen der Hermetik, der Umgang mit Textbausteinen und das Springen
über links - führen für sie eher zur Wiederbelebung
von herkömmlichen, philologischen Debatten. Der offene Aspekt des
Textes stelle an sich noch kein neues Phönomen dar.
Für Herbert A. Meyer ist schon die Bibel der exemplarische Hypertext,
da sie wesentlich über Querverweise funktioniert. Die einzelnen Bücher
der Bibel zitieren frühere, namentlich das Neue Testament versteht
sich als Erfüllung des Alten; und hier wie dort verbürgt der
Bezug die Wahrheit der Schrift.
Angesichts der strittigen Frage, inwieweit Computertexte tatsächlich
über besondere Eigenschaften verfügten, war eine generelle Tendenz
zu spüren, die Frage nach dem Wesen einer neuen Literatur auf die
kulturelle Praxis ihrer Herstellung oder Rezeption zu verlagern. Allerdings
stellt das Internet zwar die differenzierte Möglichkeiten der Veröffentlichung
bereit, aber die im Stillen Museum vorgetragene Literatur bezog ihre Protagonisten
weiter aus dem Bereich der traditionellen Off-Szene.
So kam es zu dem etwas bizarren Phänomen, daß sich aufwendige
multimediale Präsentationen mit dem Vortrag von zerfledderten Manuskripten
bei Kerzenlicht abwechselten. Knut Gerwers stellte etwa am Sonntag mit
"the spirit of the p/age" seine avancierte biographische Website
über den Underground-Künstler Robert Calvert vor, die Bild-,
Text-, und Audiomaterial zu einer vielschichtigen Collage verknüpfte.
Ähnliches galt für Rike Anders und ihren Vortrag "Die Frau
in Weiß". Vorträge von Julia Solis, die einen Text aus ihrem
New Yorker Underground-Magazin "Spitting Image" las, von dem Dichter
Harry Hass oder der Gruppe Salbader waren eher dem analogen, subkulturellen
Literatentum zuzurechnen.
Wo also ist das literarische Potential der Computernetze wirklich zu
sehen? Gibt es so etwas wie ästhetische Neuerungen mit mehr Substanz,
als sie eine einfache technische Spielerei zu bieten hat? Letztlich liegt
für Mayé und Krajewski das zentrale Merkmal der Netzliteratur
in einem autarken Leser, der den Text als Rohmaterial aus Bausteinen versteht
und daher aben weniger ein Leser als ein Benutzer oder Sammler ist. Dann
wäre das Internet mehr Ausgrabungsstätte und Recherchepool denn
Lesevorlage.
Widerstandskonzepte und anarchische Netzphantasien lösen sich
laut Stephan Porombka nicht nur angesichts von zunehmendem Kommerz, sondern
auch durch die Ausdifferenzierung des Ich im Zeichen weltweiter Kommunktaion
auf - einem "Zerreißen der Identität", das der multiplen Persönlichkeit
nahekommt. Veranstaltungen wie diese, recht informell in Privatinitiative
und ohne Sponsorengelder organisiert, mögen solches auch weiterhin
verhindern.
"Vom Videofestival zum Transmedia-Event"
Sabine Helmers und Armin Haase in Telepolis,
3. 6. 97
... Die zeitgleich in der Volksbühne zelebrierten Jugendmusikfestspiele unter anderem mit Gudrun Guts Ocean Club, Friedrich Kittler und Club Netz sowie auch die atmosphärisch dichte Veranstaltung von The Thing "hart.moderne. Literatur, Virtualität &Medienkampf" im Stillen Museum bildeten mit dem Videofest ein Veranstaltungsdreieck, das zum Pendeln einlud ...
Concept AV, Stephanie Coriat, Frank Ender, Jutta Franzen, Cristina Moles Kaupp, Jens Radloff, Reclam, Claudia Reinhardt