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der modernen elektronischen / experimentellen Musik in Deutschland |< |
D>Elektro 2.1 - |> Material |> Presse | Interviews |2.1| Fragen: Knut Gerwers
HJR: Per "Zufall". Ich war Krankengymnast und Masseur, bevor ich in den politisch/kulturellen Turbulenzen der 68'er Jahre entdeckte, dass es die Kunst ist, wohin ich von Berufs wegen gehöre. Aber unter meinen Ahnen befinden sich in langer, ununterbrochener Reihe, Kirchenmusiker, Prediger, Lehrer, wenn auch einige Generationen zurück, (mein Vater war Zahnarzt und der Großvater Dentist.) sodaß ich eigentlich sagen kann, ich habe,wenn auch spät, meine Wurzeln, bzw.eine gewisse Prädestination meine Berufung sozusagen "wiederentdeckt". Q: Wie wuerden sie sagen, hat sich der damalige zeithintergrund in ihrer musik niedergeschlagen? HJR: In keiner anderen zeitgenössischen, deutschen Nachkriegsmusik inhaltlich und formal deutlicher als in den frühen Kluster / Cluster Musiken. Q: gab es ein gefuehl von neuanfang, dem vielzitierten neuanfang nach der "stunde null"? HJR: Für mich war es DER BEGINN eines endlich sinnvoll gelebten und erfüllten Lebens,alles was davor lag,verblaßt angesichts dieser Erfüllung,auch wenn die Berührungen mit Menschen und Landschaften in der Zeit "vorher",meine Wanderschaften durch Europa,meine Erfahrungen aus diesem Lebensabschnitt mir sicher prägende Impulse für mein "neues Leben"mitgegeben haben. Q: gab es fuer sie damals ueberhaupt noch wurzeln / verbindungen in die deutsche kultur? HJR: Ich habe bis zu meinem Wechsel von der Heilkunst
zur Tonkunst unzählige Bücher gelesen / Musiken gehört, war immer an allem
äußerst interessiert was Kultur bedeutet. Q: gab es fuer sie damals ueberhaupt noch wurzeln / verbindungen in die deutsche kultur die sie fuer ihre musik fruchtbar machen konnten / wollten - oder war das grundgefuehl: jetzt einen neustart machen, und zwar so radikal wie moeglich? war die "szene" sehr politisiert? stichwort: studentenbewegung, generationenkonflikt etc. HJR: Diese Politisierung / Radikalisierung war DIE
Basis für die Neuorientierung in der Kunst und für die Künstler in dieser
Zeit,aber ich selbst war eigentlich"nur" an der Erforschung und Nutzung
von elektrisch generiertem Geräuschen / Tönen / Klängen,bzw.jeglichen
Geräuschs zu musikalischen Zwecken interessiert ( und bin`s immer noch),
ich habe mich in die Arbeit gestürzt, mich kaum oder selten engagiert
in die damalige politische Bewegung eingeklinkt (Demonstrationen mitgemacht
etc.), aber am Rande der Bewegung manchmal Kinder ge-/behütet, deren Eltern
in den an gewissen Orten permanent stattfindenden politischen Diskurs
verwickelt waren ( in der K 1, der politischsten Kommune Berlins
z.B. aus der sich Andreas
Baader und Gudrun Ensslin
später aufmachten um Kaufhäuser anzuzünden). Q: war die elektronik auch ein mittel sich bewusst von den vorherrschenden anglo-amerikanischen stroemungen abzusetzen, einen eigenen ausdruck zu finden? HJR: Mag sein, mag für diejenigen gelten, die die Strömungen
in der damaligen Weltmusik verfolgten, aber für mich war es "am einfachsten"
in dieser völlig neuen Klangwelt herumzuabenteuern, natürlich auch, weil
ich das Handwerk ja von der "praktischen Picke" auf erlernen mußte, da
ich Autodidakt war. Q: und wie bewusst war die entscheidung ueberhaupt, sich eine eigene musik, einen eigenen ausdruck schaffen zu wollen? HJR: Das hat sich selbst entschieden, da gab`s nicht viel "freien Willen" dabei, wenn man davon absieht dass es freier Wille war, sich für dieses Abenteuer zu entscheiden und trotz gewisser Überlebensprobleme in/mit dieser Klangerforschnung "dabei" zu bleiben. Q: waren die werke und experimente von z.b. Stockhausen und Henry - wie es Konrad Schnitzler es sich fuer sich beschreibt - von wichtigem Einfluss? HJR: Weniger Stockhausen in meinem Fall, wohl aber
Henry, Xenakis, Ives, und frühe Amerikansiche "Pop,Rock,Psychedelic
Experimentalisten" wie "hap hash and the coloured coat", "The
Third Ear Band" und später Don van Vliet (= Captain Beefheart),
Roxy Music, Brian Eno, Robert Fripp, aber ohne,daß
wir/ich deren Duktus übernommen hätten. Sie haben einfach wie wir Neuland
erforscht, waren Brüder im Geist und wir hörten sie gerne. Q: Berlin gilt vielen in der rueckschau als einer DER geburtsorte der elektronischen musik - kannten sich die musiker damals wirklich alle untereinander - gab es das gefuehl einer (wenn auch vielleicht nur vagen) verbundenheit, durch die arbeit an einer ganz neuen musikform? gab es einen regen austausch untereinander, diskussionen, jam-sessions...? HJR: Ja es gab regen Austausch vor allem im Zodiak, das ja eines der wichtigsten Begegnungsorte in Berlin war, ein artslab, dem damals bereits berühmten Londoner artslab in der Popularität gleich, oder der New Yorker Factory und es gab ein Gefühl der Verbundenheit, natürlich, denn, egal was jeder Einzelne oder jede Gruppe machte,es geschah in dieser Aufbruchszeit,unter dem Zeichen der sich verändernden Paradigmen. Q: Welches waren ihre musikalischen aktivitaeten und mitstreiter vor der arbeit mit Kluster? HJR: Ich tingelte mit Glöckchen an den Füßen, mit Flöten und Trommeln durch Berliner Kafeehäuser,man traf sich da und dort mit Gleichgesinnten / Gleichmotivierten und "jammte" miteinander, bevor ich Schnitzler traf, das war aber, als ich noch meinen Lebensunterhalt als Privatmasseur verdiente. Q: Wie kamen sie mit Konrad Schnitzler und Dieter Moebius zusammen? HJR: Irgendwie liefen wir uns über den Weg. Schnitzler hat dann ja mit seiner Fähigkeit Talente auszumachen, Moebius aus der Küche eines Steakhauses geholt, ihm die Tür in die Welt der Kunst geöffnet, um mit ihm und mir dann schließlich Kluster ins Leben zu rufen (und damit den Beginn jener Bewegung zu markieren, in welcher wir alle immer noch unsere Plätze besetzen.) Q: Koennen sie kurz den ZODIAK KLUB beschreiben, und die leute die ihm die wichtigsten impulse verliehen? wer trat auf / wie liefen die konzerte / performances ab? wer war das publikum - wie waren die reaktionen? war der klub in sachen musik rein auf elektronische musik + experimente ausgerichtet? HJR: Das Zodiak war Schnitzlers (und Boris
Schaaks) Idee. Vom Styling her ausgeführt worden ist es dann anfangs
von Konrad, Boris, Elke Lixfeld (um die Wichtigsten zu nennen )
und mir (der ich aber erst nach diesem Styling dazukam,weil ich mich zu
der Zeit, als gebaut und angestrichen wurde, in Paris "herumtrieb"). Q: Wer waren die mitglieder von HUMAN BEING - und wie lassen sich ihre Experimente, Klangforschungen und Konzerte in der Rueckschau beschreiben? HJR: Ich kann mich nicht an alle Namen erinnern, Nucleus
jedenfalls waren, Boris Schaak, Elke Lixfeld, meine Wenigkeit,
dann kamen mit wechselnder Anwesenheitsfrequenz ein Amerikaner mit Vornamen
Broderick, die Mädchen/Frauen Verena, Beatrix (und noch eine Frau,deren
Namen mir nicht mehr geläufig ist), und noch ein anderer männlicher Mitspieler,
der Orgelbauer Christoph Sievernich dazu, insgesamt waren etwa
immer acht Leute sowohl in der Wohnkommune als auch im Zodiak miteinander
zugange. Q: sie erwaehnten Boris Schaak - wie sie sagten: "...ein Name,den bisher niemand ausser Konrad Schnitzler genannt hat - der verdient ein eigenes Kapitel." - koennten sie kurz seine arbeit, seine rolle in der geschichte beschreiben? HJR: Horst Rainer (Boris) Schaak, war ein im
Privaten äußerst zurückhaltender fast scheuer Mensch,aber als öffentliche
Person,auf andere Weise als Schnitzler, ein "Provokateur" in Sachen Kunst,
eine Institution, ein merkwürdiger Meister im Aufbruch zu neuen Ufern
in der Kunst der Lebensbewältigung. Q: Ueber Konrad Schnitzler - und somit wohl auch ueber den ZODIAK Klub, gab es sicher starke verbindungen zur bildenden kunst. beim "erweiterten klangbegriff" denkt man automatisch an Beuys' erweiterten kunstbegriff. waren / sind diese verbindungen fuer sie von belang gewesen? und was waren ihre bevorzugten mittel, den klangbegriff zu erweitern? HJR: Konrad war Schüler von Beuys und natürlich von diesem erheblich beeinflußt, was nicht nur den "äusseren" Niederschlag darin fand,dass Kluster fast ausschließlich in Museen, Kunsthallen etc.auftrat. Konrad konnte und wollte, im Gegensatz zu mir, der ich damals keinen Wert darauf legte, Manifeste zu verfassen, seine intellektuelle Affinität zur Kunst dieser Zeit nicht verleugnen und hat dies auch deutlich gemacht (siehe unten). Wenn es einen Klangbegriff gab, der erweiterungsbedürftig war, dann haben wir ihn rigoros und radikal erweitert, ohne uns aber laut und öffentlich darüber Gedanken zu machen, wenn man von Schnitzlers Manifest zum Klusterprogramm absieht,dass fast zur Gänze aus seiner Feder stammt, (aber lediglich auf einem Beiblatt in der ersten der beiden Veröffentlichungen von Kluster auf dem Schwann-Label zu finden ist). Q: wie lief - sofern es das gab - ein typisches Kluster konzert ab? war es reine improvisation - gab es kompositionen oder bestimmte muster auf denen man aufbaute? HJR: Pure Improvisation. Q: woraus bestand in diesen ganz fruehen tagen das instrumentarium - und woher bekam man es? - das war ja sicher nicht immer ganz einfach - und bauten sie sich auch ihre eigenen instrumente, oder manipulierten verfuegbare geraetschaften? HJR: Alles Mögliche. Selbstgebautes und Erstandenes, alles ziemlich simpel, das dann z.T manipuliert wurde, oder anders als üblich verwendet, Gitarren und Geigen mit Mikrofonen z.B.bestückt, um den elektrischen Zwilling des jeweils erzeugten Geräuschs mit Filtern bearbeiten zu können, oder durch Ringmodulatoren zu schicken.etc. Q: ich habe verschiedene "theorien" ueber den einbau der texte auf den ersten beiden Kluster-platten gehoert. war das eine bedingung zur veroeffentlichung oder ein bewusstes experiment und statement?) HJR: Es war (in Absprache mit uns) ein Experiment des
Düsseldorfer Kantors Oskar Gottlieb Blarr,der im Auftrag eines sich im
Besitz der Kirche befindlichen Verlagshauses (Schwann) dessen AMS label
als künstlerischer Leiter betreute, mit welchem sich die Kirche auf den
Weg zu neuen musikalischen Ausdruckformen von Religiosität gemacht hatte.
Q: wann und warum ging Kluster auseinander? HJR: Schnitzler war immer der Radikalste, der Erneuerer/Veränderer
und er ist es bis heute geblieben. Q: die musik von Cluster begann sich ja, spaetestens
nach "Cluster 71", sehr schnell und radikal von den eher industrial-haften
klaengen Klusters zu unterscheiden. wie kam es zu dieser entwicklung?
HJR: Zu meinem Selbsverständnis: Ich habe Musik immer
"aus dem Bauch" heraus gemacht, es war und ist für mich dabei selbstverständlich,dass
es immer eine Geschichte zu erzählen gilt, egal, wie diese auch aussieht,
welche Klangmittel dazu verwendet werden, wie lang oder wie kurz sie ist,welchem
Genre zuzurechnen etc.. Q: thema leben und arbeit: in den fruehen 70ern, waehrend den entsprechenden veroeffentlichungen von Cluster und Harmonia (+ Eno), wie wichtig war da der fakt nicht nur zusammen zu spielen, sondern praktische eine lebensgemeinschaft zu bilden? wie hat sich das auf die musik, die zusammenarbeit ausgewirkt? (verfeugte Cluster ueber eigenes aufnahme-equipment?) haette sich die musik ganz anders entwickelt, ohne dieses lebens/arbeits-form? HJR: Sicher nicht. Vieles, aber nicht alles wurde gemeinsam
getan. Q: Wie kam der kontakt mit Michael Rother zustande und was war die Idee hinter HARMONIA - d.h. inwieweit gab es konzepte / ideen in welche andere richtung man im unterschied zu Cluster und NEU! gehen wollte? HJR: Rother kam (als Bote von Klaus Dinger geschickt), um herauszufinden, ob eine Superfusion Neu-Cluster drin wäre. Rother verließ, nachdem er den Platz [Forst, bei Hannover] und uns kenngelernt hatte und wir ihn einluden zu bleiben, Klaus Dinger / Neu!, wohl, weil ihm die Idylle dieses völlig abgelegenen Anwesens an der Weser gefiel,weil wir dort ein einfaches und gesundes Leben führen wollten und weil er meinte,mit Cluster als Harmonia an den Erfolg von Neu!, wenn auch auf andere Weise anschließen zu können. Aber das Unternehmen Harmonia war, ohne dass wir, die Beteiligten, es zu realisieren vermochten, von Beginn an zum Tode verurteilt, weil das Konzept Rothers Clusters innerstem Anliegen, nämlich aus dem Moment heraus mit den jeweils gegebenen Mitteln zu arbeiten, diametral entgegengesetzt war. Q: "Musik von Harmonia" und "deluxe" sind in grossen teilen sehr unterschiedliche alben. war "deluxe" auch ein versuch einmal das eher pop orientierte potential der eigenen musik auszuloten? (zumindest in 1-2 liedern) HJR: "De Luxe" ist ein Rother Album und "Musik von Harmonia" war nicht wirklich eine "Gemeinschaftsarbeit", kein Studioprodukt, sondern eine Sammlung von tracks, eigentlich bis auf zwei Stücke, die live-Mitschnitte sind, quasi Solo-Nummern der einzelnen Beteiligten. Q: Cluster und Harmonia live - wie unterschied sich eine live-performance von der studioarbeit? welche rolle spielte hier die improvisation? HJR: Klarerweise bei Harmonia mit vorgefertigten Einspielungen und einstudierten Wiederholungen und bei Cluster wie immer mit der Improvisation als oberstem Gesetz sozusagen. Q: Wie kam der kontakt / die zusammenarbeit mit Brian Eno zustande? welche anderen Elemente hat er evt. in die arbeit / musik eingebracht? hat sich ihre arbeit (produktion / komposition) dabei veraendert? HJR: Eno wurde uns bei einem Harmonia-Konzert zugeführt und ist später einer Einladung gefolgt, mal bei uns (in Forst) reinzuschauen, weil wir ausprobieren wollten, ob bei einer Studiosession mehr als der Spaß am Zusammenspiel herauskommt (den wir hatten,als Eno bei jenem ersten Treffen spontan in eine Jamsession einstieg). Er hat natürlich seine Producerqualitäten auszuspielen versucht, was aber nicht an- bzw.zum Zuge kam, (siehe das Album "Harmonia 76 - "Tracks and Traces") dem musikalischen Bericht dieser Session. Später,als wir (Cluster) mit ihm bei und mit Conny Plank arbeiteten, kamen die erwähnten Qualitäten voll ins Spiel, vor allem bei der zweiten Produktion, "After the Heat". Aber das Stück "by the riverside", dessen Veröffentlichung Eno sich für sein "Before and After Science"erbat, stammte noch aus den ersten Studio-sessions bei Conny Plank, und war wegen seiner Bescheidenheit ursprünglich für die "Cluster & Eno" Veröffentlichung geplant. Q: auch wenn Eno immer wieder der begriff oder gar die erfindung der "Ambient"-musik zugeschrieben wird, scheint es mir unueberhoerbar, das er ganz entscheidende elemente vor allem aus der arbeit von Cluster bezogen / uebernommen hat. sehen sie das auch so? (und koennen sie mit dem begriff "Ambient" fuer ihre musik ueberhaupt etwas anfangen? haben / verwenden sie andere begrifflichkeiten?) HJR: Es ist ziemlich egal, ob Eno nun der Erfinder
des Ambient-Begriffes ist, oder ein anderer Zeitgenosse, ob, wann,
oder/und wie lange er aus den Erfahrungen mit uns für sich selbst Kapital
geschlagen hat. Ich habe von ihm sehr viel gelernt, z.B von vorneherein
nicht so viel Material auf die tracks der Mehrspurmaschinen zu spielen,
die wir bei Studioarbeiten benutzten,um danach nicht mühsam selektieren
zu müssen. Q: in welchen der seit den 70er jahren entstandenen musikrichtungen finden sie die spuren und einfluesse ihrer eigenen arbeiten am deutlichsten wieder? HJR: Wenn ich Zeit dazu hätte, genauer zuzuhören, was sich da bisher so alles entwickelt hat, könnte ich es vielleicht sagen. Q: welche anderen deutschen musiker im bereich der elektronisch/experimentellen musik waren / sind fuer sie die wichtigsten / interessantesten? HJR: Interessant :Oskar Sala, Herbert Eimert, Florian Fricke-Gottschild, Paul und Limpe Fuchs, Konrad Schnitzler, Dieter Moebius, Boris Schaak, Asmus Tietchens, Anton Zinkl, Holger Czukay.......und natürlich Konrad Plank Q: Welche musiker, die sie schaetzen, haben sich, im sinne eines wichtigen einflusses, konkret auf ihre arbeit bezogen? welche wollten, bzw. haben mit ihnen zusammengearbeitet? HJR: Soweit ich weiss haben sich auf die Kluster /
Cluster / Harmonia-arbeiten : Brian Eno, David Bowie, Julian Cope, Labradford,
Autechre, Alex Zusammengearbeitet habe ich mit : Alexander Czjzek, Jurij
Novoselic, Fabio Capanni, Nicola Alesini, Stanislaw Michalak, Dominque
Greenberg, Gini Ball, Yuko Matsuzaki, Hiroshi Nagashima, Tim Story, D
Diane Timmons, John Rose, Toni Gerber, Alec Way, Eric Bonerz, David Bickley,
Toni Morley, Noel Hill, Onnen Bock, Carsten Schnell, Artur Lason, Arjen
Uitenboogaard, Coen de Neef, Tjitse Letterie, Bratko Bibic and the Madleys,
Artemij Artemiev, Christoph Bühring-Uhle, Alquimia, Felix Jay, Andrew
Heath, Thomas Johnstone-Grenas, Paul Fox, Konrad Plank Q: wie wichtig ist die elektronik fuer ihre heutige musik? versuchen sie immer auf dem neuesten stand in sachen elektronischen instrumentariums zu bleiben? welchen stellenwert raeumen sie der (musikalischen) technologie an sich in ihrer eigenen arbeit ein? HJR: Ich benutze (immer noch) ein mir vor etwa 12 Jahren
von der Wiener Alban Berg-Stiftung zur Verfügung gestelltes,semiprofessionelles
analoges Aufnahme-equipment (1/4 Zoll 8 Spur-Fostex) nebst einem digtalen
Standaufnahmegerät, mit welchem ich demo-master herstelle, die ich in
einem professionellen Studio überarbeite und endmastere. Q: Versuchen sie im bild zu bleiben ueber aktuelle musikalische entwicklungen? HJR: Ich höre natürlich verschiedenes (wenn auch eher per Zufall ) im Radio, oder höre bei mit mir befreundeten Musikern was sich momentan innerhalb der zeitgenössischen Musik entwickelt. So war ich z.B. gerade in England bei den verschiedensten Musikern zu Besuch, die mir jeweils das Neueste aus ihrer Produktion vorgespielt haben, bzw. denen ich beim spielen zuhören konnte. Darunter befanden sich Musiker / Komponisten, die ausschliesslich fürs Fernsehen arbeiten ( Documentaries / Features etc.), rein praktisch / live kreative - wie Percussionisten, Obertonstimmensinger, Klavierspieler, SängerInnen etc.und "Studio-Alchemisten", "Computer-Musiker" etc. Ich bin rein zufällig mitten ins Geschehen geraten - weiß jetzt also besser über die Entwicklung in der zeitgenössischen Musik Bescheid, vor allem, weil es nicht irgendwelche Komponisten waren, sondern Spezialisten ihres jeweiligen Fachs. Q: welche musikalischen felder / richtungen sind heute fuer ihre arbeit die wichtigsten? HJR: Alle Richtungen,deren Protagonisten sinnvolle / sinnliche / gänzliche Musik produzieren. Q: der geringe kommerzielle erfolg und die - gerade im vergleich mit der resonanz im ausland - sehr geringe beachtung / wuerdigung ihrer musik hierzulande - welche gruende sehen sie? HJR: Zum Einen wird sie nicht genug und gerade nicht
von jenem Medium aus verbreitet, für welches sie gewissermaßen "wie gemacht"
ist, dem Radio,aber auch sonst läßt die Publizierung dieser Musiken sehr
zu wünschen übrig. Sie ist keine einfache Musik/Kunst, obwohl sie einfach
genug ist, um relativ "reibunsglos" rezipiert werden zu können. Q: im rueckblick auf ihre sehr umfangreiche bisherige arbeit, die vielfaeltigen musikalischen experimente, koennen sie kurz die fuer sie wichtigen konstanten und charakteristika benennen? HJR: Konstanten mögen meine Familie, meine grundsätzlich positive Einstellung zu jener oft scheinbar "unerträglichen" Widrigkeit, die wir Realität nennen, sein, mein Glauben daran, dass es, wenn wir nur darum zu bitten lernen, einen Ausweg aus dem Dilemma unserer momentan immer noch offenkundigen "Unvollständigkeit" in Sachen Respekt vor der Würde des Anderen, vor der Natur und ihren Gesetzen gibt. Q: koennten sie aus der wahrlich langen liste ihrer veroeffentlichungen jene auflisten, die sie selbst fuer die wichtigsten halten? HJR: Alle Selbstportraits (momentan erscheint gerade
in Amerika Nummer 8) / salute - Joachim Roedelius - 16.10.2000
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