Ina Wudtke

Vijay Clash

featuring feedbuck Galore


Alien TV
(aka Lucian Busse)


42 downtown loop
(aka Ulf Freyhoff)

talked to Ina Wudtke, aka DJ T-INA, from the NEID Magazina

Alien TV: Ich bin Dokumentarfilmer, Cutter und Geschichtenerzähler. Ich nenne mein Projekt Alien TV... . Aliens kommen meist woanders her und Alien TV ist ein reisender Sender.
NEID: Und wie lange gibt es Alien TV?
Alien TV: Konkret wurde Alien TV April '97 in N.Y. gegründet. An sich gibt es dieses Projekt seit acht Jahren, nur gab es bisher keinen Nenner dafür.
42 downtown loop: Das ganze läuft bei mir unter '42 downtown loop'-scratch. Ich mach Videoscratch seit ungefähr zwei Jahren, das fing an mit einem Feedbackworkshop, den ich mal in Hamburg gegeben habe, über Rückkopplungen halt. Das Logo stammt aus San Francisco, da sind wir auf einem alten Busbahnhof rumgestiegen, der 42 downtown, der trug dieses Zeichen. Ich habe es mir tätowieren lassen.
NEID: Ihr habt beide ein 'Live' Konzept. Alien TV, ist denn TV nicht eher etwas, was an eine feste Frequenz gebunden ist? Was ist bei Dir der live Effekt?
Alien TV: Es ist ein Sender. Ich renne seit Jahren in der Berliner Szene rum. Ich filme Konzerte, schräge Aktionen, dafür steht Alien TV als Medium zur Verfügung, um diese Sachen zu zeigen. Es sind also auch keine Visuals, sondern Geschichten, Kurzfilme, Dokumentationen, die ich gedreht habe, und dann zeige. Es ist eine Art 'Live cut Aktion', die gesendet wird. Ich bereite einige Sachen vor und cutte andere live hinein. Alien TV hat keine Sendefrequenz, warten ist immer so ein Ding, weil's mir nicht liegt. Deswegen habe ich analog zu senden begonnen. Analog heißt, ich sende zur Leinwand.
NEID: Und bei Dir?
42 downtown loop: Na ja ich habe da eine bißchen andere Vorstellung von dem Begriff 'Live'.
Zuerst einmal: Ich erzähle keine Geschichten. Live bedeutet für mich, die Arbeit mit tatsächlich in diesem Moment entstehenden Bildern. Das heißt, wenn ich so etwas auf einer Party mache, dann arbeite ich mit möglichst vielen Kamerainputs. Ich arbeite mit Kabelfernsehen, Worldnews - wunderbare Quelle - und ja, ich arbeite halt auch viel mit den Störungen, wie wenn die Kamera ausfällt, kann passieren - oder bei der BBC Worldnews kommt die Werbung. Jetzt kann ich die Störung entweder wegdrücken, das tue ich aber in der Regel nicht, sondern versuche damit umzugehen. Das ganze läuft durch meinen Rechner, der eine sehr einfache Oberfläche hat und so inzwischen sehr viele Möglichkeiten bietet, daß ich z.B. mit der Maus wirklich einen Scratch machen kann und so auch immer aktuell auf das eingehen kann, was passiert. Daneben habe ich meistens noch einen Videoplayer stehen, von wo ich vorher aufgenommenes Material einspielen kann, welches ich dann wieder vermische, also ich erzähle keine Geschichten.
NEID: Sind die Filme jetzt als Videokassette geplant, oder werden die immer fragmentarisch bleiben?
Alien TV: Das ist materialbedingt, grundsätzlich strebe ich schon den Film an. Manchmal ist das nicht möglich, weil z.B. das Ende fehlt.
42 downtown loop: Mit Dokumentieren ist das immer so eine Sache, meist reicht die Energie nicht aus, um einen dritten Recorder aufzutreiben, der das ganze aufnimmt. Es ist in gewisser Weise Betrug am Publikum, wenn man Livedokumentationen in dieser Blackbox der Kamera verschwinden läßt. Das muß sofort wieder raus da. In Hamburg initiiert durch Mike Hentz, habe ich 'Garage TV' live im Internet 10 Tage von Nachmittags bis 7 Uhr morgens gemacht. Das war eine extreme Arbeitsphase, davon habe ich nur zwei Tapes zu ca. zwei Stunden dokumentiert. Mir geht es eben total um Echtzeit, ich kann jedes Video verändern, der Moment ist mir viel, viel wichtiger als die Aufnahme davon. Der Gedanke, ich müßte mir noch ein gutes Ende für einen Film überlegen, ist mir fern. Natürlich ist es gut, Dokumentationen zu haben, man kann es dann anderen Leuten zeigen oder es wieder versamplen, aber in der Regel ist das Material, was ich in dem Moment kriege, dann doch interessanter zu bearbeiten als das, was ich vorher aufgenommen habe.
Ich mache auch Videoinstallationen, das sind meist sehr einfache Sachen, reduzierte Sachen, die weder einen Anfang oder ein Ende haben, weil es sich dabei meist um Loops (sich wiederholende Sequenzen) handelt. Die Dinge, die ich in Installationen verwende, die erspiele ich mir. Es handelt sich bei den Installationen eher um Aufgenommenes, da haben die Arbeiten aber auch einen anderen Kontext als zum Beispiel Club oder Kino.
NEID: Die eine Sache, nur so als Beispiel, finde ich klasse, der Drummer, der live auf der Straße trommelt, aus dem Film u.a. mit Fred Frith 'Steps across the border' ...
42 downtown loop: Das ist z.B. so ein Film, den habe ich 30-40 Mal gesehen, - ein Film wo ich auch sagen kann, der ist geschnitten und voll durchkomponiert. Wie der Ton und das Bild miteinander kommunizieren, in diese Richtung habe ich kaum etwas besseres gesehen. Das ist auch sehr stark mein eigenes Ziel, es fängt damit an, daß ich in meinem Programm eine Strobefunktion eingebaut habe, wo ich ein beliebiges Audiosignal reinstöpseln kann und der Computer merkt, wenn da ein 'Peak' im Ton ist und er spielt dann eine bestimmte Stelle visuell ein, oder, startet das Bild oder paßt die Bewegung dem Rhythmus an. Ich arbeite daran, das genauer zu machen. Das finde ich sehr wichtig, daß das zusammenpaßt. Wenn ich den DJ scheiße finde, kann ich mein Programm auf Autoscratch stellen, dann macht das Programm wunderschöne bunte Bilder im Rhythmus der Musik. Wenn ich aber reinkomme, bin ich da mit der Maus wild am Scratchen, das führt leider manchmal dazu, daß der Rechner abstürzt (lacht), weil ich den überfordere. Aber es ist so, daß ich dann wirklich abgehe. Ich habe das sehr einfach gestaltet und verschiedene Funktionen auf mein Keyboard gelegt. Wirklich, so eine Taste ding-ding-ding, das geht wirklich sehr gut. Effekte wiederholen, Texte raus und einblenden, vorher aufgenommene Animationen in dem Videofenster einspielen...
NEID: Wie definierst Du genau 'scratch'?
42 downtown loop: Vielleicht aus dem, was gerade da ist, einen Mix machen und mein eigenes 'mind' dazwischenschalten, zwischen dem Audio und dem Video sozusagen und dann versuchen, da eine Verbindung herzustellen. Scratch ist eine Vermischung, Veränderung, Recycling kann man sagen...
NEID: Bestimmte Themen kehren bei Dir immer wieder. Bei allen dreien Vijays - also jetzt mit Eyescratch, den kennen wir ja alle - ist auffällig, daß die U-Bahn und die N.Y.er Underground von größter Anziehungskraft ist, Straßenverkehr, Menschenmassen in den Großstädten, - woran liegt das?
42 downtown loop: Das sind nun relativ einfache Sachen, die in einer Richtung gerichtet sind und sich von daher schon zum Mixen eignen. Menschenmassen und deren Geschwindigkeiten finde ich einfach faszinierend, also auch in dieser Stadt. In dieser Stadt kann ich mich mit der Komplexität von Menschenmassen und ihrer Bewegung ganz gut identifizieren...
NEID: Und was hat Dich an Soundlab N.Y. am meisten fasziniert?
Alien TV: Dieses absolute Stilschubladen verlassen. Ich stehe schon immer auf ganz unterschiedliche Quellen der Inspiration aus allen möglichen Bereichen und die haben das zum Konzept erklärt.

Was ist Echtzeit...?
Echtzeit ist echte Zeit, d.h. der Fluß/Strom der Sekunden, Stunden, Tage wird in der Verarbeitung / Auseinandersetzung mit zeitlichen Phänomenen wie (bewegtem) Bild und Ton nicht unterbrochen. Alles, was im Fluß passiert, inklusive Störungen, wird in den Prozeß mit integriert, der zeitgleich, oder mit nicht wahrnehmbarer Verzögerung aus den reinkommenden Informationen/Daten/Realitäten einen Strom von ausgehenden Informationen/Daten/Realitäten produziert.
Im Fall der Echtzeit-verarbeitenden Maschine muß die Maschine fähig sein, mit Störungen umzugehen, sie umgehend (Verarbeitungsgeschwindigkeit) zu integrieren und verzögerungsfrei einen Output zu produzieren. Der Begriff 'verzögerungsfrei' orientiert sich an der kürzest möglichen menschlichen Wahrnehmungsspanne: Wie kurz ist das kürzeste wahrnehmbare Bild, wie kurz ist der kürzeste wahrnehmbare Ton??
Die menschlichen Anforderungen an die Echtzeit sind gering, die Maschine muß in den meisten Fällen ihren Output bremsen, damit der Mensch überhaupt sehen kann, was passiert. (Als Techniker bist Du vielleicht damit beschäftigt, extrem kurze Signale in menschlich wahrnehmbare zu verlängern).
Du könntest daher von menschlicher und technischer Echtzeit sprechen, und bei der Frage nach der Kürze der Teilungen und Segmente der Zeit kommst du drauf, daß Echtzeit eigentlich nicht existiert, genausowenig wie du sagen kannst, welcher Zeitpunkt jetzt - diese nicht existente Spanne von Vorher und Nachher - ist.

42 downtown loop


Feedbuck Galore

1.
1. Buck: Hi, I'm buck from FeedBUCK GALORE and I am analog personally and professionally. I only use a computer to play tetris and to get e-mail, so far, but you never know when that will change. I am enjoying the digital revolution as it brings the analog prices down.
1. Missy: Hello, hello I am Missy "Militia" Galore. Buck and I have been working together for 5 years now and collectively we are FeedBuck Galore. We are a mega multi media mix. I do video, photography, collage, and projection installations. We rock any media we can get our hands on and believe in better living through enjoyment.To me the medium is secondary to content.
I like creating images that have a sense of humor and pretty colors, whether I'm cutting up acetate,celluloid or video signals, that's what is on my mind. Food, sex and electronics are favorite themes.

2. What does the word 'live' mean to you?
2. Buck: I am a re-active artist who usually works without monitors so I'm seeing the mix at the same time as the audience is. I like a large dose of chaos in my live performances, sorta start the ball rolling and hope it makes it to the bottom without sucking too bad.
2. Missy: Live is real time creativity. It's the energy of spontaneity and imagination. Everything you do is live one way or another - you're setting it up - executing it/something and your product is the play back real of your mind.

3. Does the space you work, clubs, art spaces, movie theatres, have a certain impact on your visual mix, and how?
3. Buck: Yes my work is very influeced by the space. One of the most exciting things about performing in a new space is seeing how I can influence the architecture, both with the way that the projectors are installed and what type of video images that I use.
3. Missy: Context plays a big part in interpretation and it's all good. We have been very fortunate in that we have diverse outlets for our shit. We are visual mercenaries and try to tread all territory. It's exciting to see how the images work into the vibe of a room and what is happening around them. Each installation is a living entity and takes on its own characteristics. That's why it's fun to keep doing and doing.
Images are a part of life - we do dance parties, fashion shows, concerts, plays, dinner lighting and sacred shrines.

4. Do you cooperate with special djs/soundmaker people? Is that important to you in a meaning of sound and vision cooperation?
4. Buck: Most certainly I love to set up with the dj right in the center of the space so we can both see the video at the same time. I also like to be able to use video tapes with sound on them so that it will be added to the mix.
Let me talk for a second about the "mix". I think that the "mix" is the essence of my work. I will take anything that is on the video and throw it into the mix, whether it is tv commercials, porno, feedback, any thing can be part of the mix, and the denser the mix is the better, just like life!!
4. Missy: Sometimes we do and somtimes we don't. Some things we have shown to literally hundreds of different soundtracks, others are specific to one soundtrack. I always work with music, spice is nice in the creative soup. A visual artists instruments are color, light, texture and time.

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