Are you lying comfortable?
Did you fix yourself something to drink?
Then we can start!
Editorial
In dem Wunsch eine eigene Sprache zu finden spiegelt sich einerseits die Suche nach Eigenständigkeit und andererseits wirft dieser Wunsch die Frage nach dem Publikum, dem Ansprechpartner auf.
NEID führte darüber die unterschiedlichsten privaten Gespräche.
Seit den achtziger Jahren findet sich in der Kunst (um die es ja zu einem Teil in Neid gehen soll) eine Tendenz, sich in Informationsschriften, Prospekten und Katalogen wie eine kommerzielle Firma zu verkaufen. Als Publikum wird sich hier die "breite Masse" vorgestellt. Dabei funktioniert "Masse" als ein so abstrakter, unfaßbarer Begriff, daß er sich gleichzeitig in ein Druckmittel verwandelt. NEID versucht aus diesem Konzernjargon auszusteigen.
Wenn die Masse ein Interesse an nackten Körpern hat oder, wie in Frauenmagazinen, Beziehungsfragen interessant findet, warum muß das dann so demütigend wie in Cosmopolitan oder Stern geschehen? Warum so warenanpreisend, rechtslastig und diskriminierend wie in Girl, Freundin oder Frau im Spiegel?
Sehr anstrengend sind aber auch die Frontkämpfer einer linken demokratischen Fraktion, mit denen es ein Heft wie NEID sehr schnell zu tun bekommt, da bei Titten und Erotik für solche Leute sofort Sexismus lauert. Ein Mechanismus gegen den sich NEID schon immer gewehrt hat.
Ein genaues Hinschauen und eine Anstrengung bedeutet das Durchsehen von Neid.
Es gibt eine Fülle von Problemen. NEID versteht sich in der Medienlandschaft als ein Austragungsort.
Eines dieser Probleme ist die Alternativlosigkeit zur Familie, die als menschlicher, persönlicher Rückhalt immer weiter in den Hintergrund rückt. Dies spiegelt sich nicht nur in der Entscheidung von Frauen zwischen Kind oder Beruf wieder, auch Männer leiden unter den harten beruflichen Spielregeln. So wird die Trennung von Business und Menschlichkeit immer weiter voran getrieben, was sich auf die Situation und Atmosphäre des gesamten Lebens auswirkt und alle betrifft.
Ein Amerikaaufenthalt eröffnet jedem einen Einblick, wie weit so etwas gehen kann, daß es irgendwann völlig normal ist, Leute bei Schwangerschaft, Krankheit oder anderen z.B. psychischen Schwierigkeiten, Drogenproblemen, Sprachproblemen etc. den Job zu kündigen und damit einer Familie das Leben in einem Pappkarton auf der Straße zu geben. Die Prunkbauten der Banken lassen die kilometerlangen Schlangen von Menschen, die sich ihr Brot vom Wohlfahrtswagen holen wollen, nebensächlich erscheinen.
Die Hip Hop Community, ein weiteres Thema, das NEID interessiert (sie kann auch als Beispiel für viele andere Interessengemeinschaften/Lebenswege gesehen werden), reagiert indem sie sich ganz auf sich bezieht, eigene Werte und Wirtschaftszweige schafft und Sprachen entwickelt, die irgendwann nicht mehr viel mit der Welt da draußen zu tun haben und somit als Einfluß völlig wegfallen. Das mag dem Einzelnen als gute Lösung erscheinen, führt aber oft in eine Ghettoisierung und wird zum Fachidiotentum.
Neid versucht als Konzept, so viele Perspektiven wie in unserem Rahmen möglich, nebeneinander zu stellen, zu respektieren aber auch sich einander berühren/beeinflußen zu lassen. Das hat sich für viele Beteiligte als positiv herrausgestellt.
Wir danken allen Freunden, Bekannten, Verwandten für ihre Liebe und Unterstützung und freuen uns über feedback.
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