Party-Service, Animation, Catering, Call-In-Service, Systemkonfiguration, Rummachen (in petting codes), Abhängen, Ego-Tripping, Szene-Trampelpfad-Wochenendtouren (Studenten halber Preis), Drogenberatung, Paradigmenwechsel, Anlageberatung, Transformationen, Kindergarten-Fotos.
Keine Zeit? - Wir lesen auch Ihre Bücher und hören Ihre Platten...
NEID - Das einzige Magazin, wo Männer wirklich unterdrückt werden
Editorial
Zwischen den Forderungen Legalize it und dem Drang nach illegalen Lebensformen bewegt man sich im Alltag, auf den Straßen, den Kneipen, Discos, Seminaren, Wohnungen, Verbindungsgängen etc. Immer gibt es zufällige Begegnungen, etwas wiedersehen, neu überdenken, beginnen oder aufgeben, erweitern oder erwidern. Das Bild ist medial aufgesplittet, aber es gibt immer das Werden der Kräfte unterhalb des imaginären Niveaus. Verschiedene Levels semio-materieller Artikulation. Man kennt zu wenig special Leute, und alles allein machen verfehlt die Idee, auch wenn wir uns aufteilen, multiplizieren, verkleiden, umstellen. Wir wollen chillen, uns austauschen, ohne uns zu stellen oder zu setzen, Bewegung jenseits/unterhalb der Massenströme, an/auf der Grenze und im Fluß. Leute sind keine Symbole, wenn sie verkleidet werden. Jeder bewegt sich anders und sieht anders aus. Die PDS hat keine Probleme, greift mal eben 218 Leute auf, die was (was auch immer) gegen den § 218 haben, plakatiert die Stadt voll, und wir sind uns über unsere Position noch immer nicht im klaren. Erst wollten wir uns hier über die Leute auslassen, die von Interaktivität und individueller Erfahrung faseln, aber (vielleicht gar nicht im Gegensatz dazu) nichts auf die Reihe bringen. Uns ist jedenfalls egal, was getratscht wird, solange damit nur die bekannten Fronten oder neue Märkte aufgebaut werden sollen. Wir kennen keine Fronten, auch wenn uns vieles nervt und ankotzt. Diese Berliner Veranstaltung - sollte man eigentlich gar nicht viel draus machen - war jedenfalls echt peinlich. Die darauf war dagegen wieder klasse - auch nicht ohne Schwierigkeiten, aber damit kann man umgehen. In Amsterdam (uns an vielen anderen Orten auf dieser Welt) kann man scheinbar gemütlich und fröhlich leben, ohne im Mief zu versinken. Wenn Grachten das Stadtbild durchziehen, ist das ein anderer Strom als donnernd-brummende Schwerlaster. Hier gibt es dagegen unzählige Aktivitäten, die sich alle gegenseitig das Wasser abgraben wollen. Das Leben als Sandkastenspiel. Die Kunstszene ist ja bekannt dafür, vor sich hin zu dödeln, um heiße Luft zu verkaufen. Ohne sich woanders umzugucken, verblödet man in den ach so bekannten Zirkeln und Kreisen. Der Sturm im Wasserglas. Wir lieben immer mehr die Leute, die etwas machen, involviert sind, Projekte verfolgen, Tourneen veranstalten, rumhängen, verrückt sind (auf etwas) - aber nicht ambitioniert, onanistisch, selbstbezogen, schlaffe In-People. "Time marches on" (Aly-Us) Fummel- und Krakel-Ästhetik geht jedenfalls nicht mehr; außer in den Cheap Art Stores, wo Kreativität und Machen fröhliche Urstände feiern. Leben nach dem Trash: beziehungsreich und unüberschaubar. Merkwürdig ist immer noch die Aufmerksamkeit, die der Millimeter-Positionierung (Hängung gegebenenfalls) bei den schrammeligsten Arbeiten gewidmet wird. Penibilität und Uhrwerkmechaniker-Euphorie. Das ist uns zu blöde, obwohl wir gerade dabei sind, das Ennui, Abhängen, die Leichtigkeit und auch die Dummheit neu zu erlernen. Vielleicht sind wir aber demnächst wieder ganz woanders. - Na, mit Sicherheit!
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