+++ Nachdem die komplett ausgestattete Korrespondenz-, Redaktions- und Sendestation im "fantastischen Konferenzraum des Holiday Inn" eingerichtet war, kam die Sendelizenz, Distributionsauflagen und Richtlinien zur weiteren Verarbeitung fremden Materials und redaktionsinterner Debatten zur Anwendung, die das weitere Vorgehen mit einigen sträflichen Vernachlässigungen auf elektro-datentechnisch-vernetztem Gebiet bedachte. Schriftlich sieht es wie Stottern aus, an der Bar verwandelt es sich in die angenehmste und charmanteste Stimme im Verein der Rollkragenträger +++ +++ Blau und blau fällt leicht aus der Reihe, wenn sonst alles grau in grau ist +++ +++ Die netten Bürger von Oslo finden es in Ordnung, wenn ihnen Munchs "Schrei" aus dem Museum geklaut wird, weil auch Jesus Fragen stellen wollte. Die Abtreibungsgegner - die sich als Entführer/Geiselnehmer ausgeben/herausstellen - verlangen, daß ihr Aufklärungsfilm "Der stumme Schrei", in dem ein vier Monate altes Embryo rausgeholt wird, öffentlich im TV gezeigt wird +++ +++ Wenn einem Lauren Hutton auf den Straßen entgegenlächelt, scheint die Sonne +++ +++ Nachdem die 60s-Revival-Welle mit Velvet Underground, Byrds und Dylan schon lange vorbei ist, "Honey's Dead" (Jesus & the Mary Chain), kommt jetzt die totale Retro-Attacke. Alles wird recycled, fein aufgeteilt nach Materialen (wie das "Wurfbesteck", die "Trockenbeilagen" - oder warn's die "Feintextilien"? - in der Uni-Mensa*), so auch in der Musik und entsprechender Attitüde und Amplitude: Engelsgesichter (wie Juliana Hatfield, Liz Phair oder Penelope Houston) mit Schmalfilm-Erinnerungsbildern beim Drachenfliegen, Pornogucken, Naivität und glückliches Trällern; Gangsta-HipHop mit Bujacka-Schreien und Klamotten aus dem MTV-Kostümlager; funky und mellow Großstadt-Groove (gegebenenfalls Swing Beat angereichert mit zuckersüßen Frauenstimmen); treibender Beat unter raffinierten Bläser- oder Streichersamples, die davontragen, keine Zeit mehr kennen; Pimpige, abgespacte Weltraumabenteuer, knapp davor ins FreeJazz-Gedudel (was ist eigentlich Gegniedel?) auszuufern {was ja bei Foley, um das mal anzumerken, nicht der Fall war}; dann doch wieder gar nicht so schlechte, gute Laune machende 60er-Pop-Erinnerungen (etwas anderes, ganz grundsätzlich, waren die Songs von Käthe Kruse, die sie 72 mit ihrer Freundin schrieb {"Mann, wie bist du drauf" oder "Mach nicht son Theater"}); jedenfalls alles andere als Bricolage, sondern eben Recycling, das sich in einen Wirbel verwandelt | * "Leichtfraktionen" steht auf dem Eimer (ehrlich wahr, so wird hierzulande Tatsachenmaterial geschaffen)+++ +++ +++ Kennt hier eigentlich jemand AXIOM? Ed O.G. & da Bulldogs bedanken sich jedenfalls da für den Gastauftritt von Umar Bin Hassan auf "Easy Comes Easy Goes" +++ +++ Bei den Die Cheerleader [ausgesprochen wie die Königstochter, nicht als dt. Artikel] klingt das "Thank you" wie "Fuck you", deshalb auch die Feststellung: "If we don't fuck you - someone else will!" +++ +++ Alle wollen plötzlich Informationen bearbeiten, aber niemand kann mit irregulären Datenströmen umgehen+++ +++ +++ Die erste Nummer der Nummer ist draußen: u.a. mit P. Fend über Kunst und Patent, Konstruktion und das Neue, sowie über die Funktion des Art Stars. Er kündigt seinen "blitz breakout" an, mit dem der Star durchgestrichen wird und das Künstlerische die Macht wiedererlangt, die ihr zusteht. Patent und Vertrag kommen aber vermutlich auch nicht früher als die politische Macht, die Flüsse durchschneidet +++ +++ +++ Die Leute stehen umeinander wie Kellner herum +++ Der Silber Surfer sagt: "Zu lange und zu weit bin ich schon gereist! Zuviel habe ich gesehen! Und doch habe ich zu wenig gelernt. Aber eines gibt's, das weiß ich nur zu genau: Je prächtiger das Geschenk, desto höher ist auch sein Preis!" +++ Boy George schreibt ein Buch: Take it like a Man +++ +++ +++ Klaus Theweleit ist weiterhin gegen die Kommentierung, bemüht sich um die Beschreibung von Körperzuständen nach "Psychoklassen"; der Kampf der Geschlechter trägt sich in jedem Körper - gleich welchen Geschlechts - aus +++ Ingeborg Breuer fragt, ob auf den Ödipus der Narziß folgt (in Umkehrung der libidinösen Entwicklung) +++ +++ Wenn sich jeder seine eigene Konfiguration aufgebaut haben wird {Personal Intelligence Communicator} und das Netz Mainstream-Beduerfnisse bedient, wird die "Interface" in Hamburg den Netz-Gedanken promoten +++ Die Get Loose Posse \pure vibes\ erklärt auf ihren Flyern: "Don't fight the truth - work with it!" +++ +++ Was einmal freiwilliges Lebensexperiment war, ist heute soziale Realität +++ +++ Die Stadt Hamburg hat die Heilwigstr. 116 angekauft, in der einmal die Warburg-Bibliothek untergebracht war. Nur schade, daß die Bücher fehlen und Warburg, Cassirer, Saxl und Panofsky nicht mehr leben. So wird ein Ort des symbolischen Denkens zur Kultstätte der Kulturverwaltung +++ +++ Christoph Schlingensief macht ein Stück über Althans, Kühnen, Scholl, Kelly +++ Kreativitätstest: WIe lange lassen sich Leute in der Leitung halten, die sich verwählt haben +++ Theo Altenberg kommt als freier Mensch aus der Mangel der sexuellen Befreiung [nach wöchentlichem Fickplan] hervor +++ +++ Das letzte Gerücht: Wolfgang Neuss bleibt der größte Wortverdreher, swingender Silbenmischer mit und ohne Trommel +++ +++ Mit nur einer Erwähnung in seinem 68er-Rückblick kommt Angela Davis bei Klaus Briegleb schlecht weg: im Fakteneifer wird sie für tot erklärt +++ Der Boho-Tanz geht weiter, gegen alle Kosten der Vernunft +++ +++ Radical Chic auf allen Kanälen (Wesley Snipes als Integrationsfigur) +++ 60s sind doch nicht tot: wo jetzt John Perry Barlow für die Electronic Frontier Foundation textet +++ +++ Claudia sieht Esther, die Jugendfreundin ihrer Schwester, in der Samstag-Nacht-Show wieder {deutscher Humor beschränkt sich leider auf Pointen, die Slogans wörtlich nehmen, à la "Vorbeugen ist besser" oder "Hau-den-Lukas", nichts von anarchischem Switching oder zusammenhangslosem Zapping} +++ +++ Das Fernsehen verfilmt - nach den Ghetto-Kids - den Neo-Faschismus nach Lehrbuch und bringt alle Argumente fein säuberlich von A-Z geordnet unter (die Guten tragen natürlich wollig-weiche Wollpullis); gut gelungen allerdings die Polarisierung Alt-Nazis/Jung-Nazis (Borniertheit und Rhetorik) +++ +++ Birger Sellins Autismus wird als Wunsch nach Anerkennung und sozialer Integration gelesen +++ +++ Sicherheitschef Jack Figg hat ein Netz von Korruption enttarnt +++ Paul Schraders "Patty" (1987) ist in deutscher Synchronisation absolut unverständlich +++ +++ +++ Tempo entdeckt Mondo 2000, und Mondo 2000 entdeckt die Einstürzenden Neubauten (Euro Trash) +++ +++ Kim Wilde war mit "Japans Superstar" Mari Hamada in der Großen Freiheit (verpaßt) +++ +++ Im Elend des Studentenmilieus formulieren sich gesellschaftspolitische Fragen nach den Kriterien des Ausgehverhaltens: Wer kommt rein, wer bleibt draußen. Als Berufswunsch wird an erster Stelle "Türsteher" angegeben +++ Bei institutionell getragenen (stinkelangweiligen) internationalen Frauentagen, Demonstrationen von 1000en von frustrierten Frauen, bricht der gesellschaftlich verankerte Frauenhaß unverblümt hervor +++ In einem Interview mit William S. Burroughs von 1961, das flesh@wps.com auf den ftp-site der eff (Electronic Frontier Foundation) gelegt hat, sagt B.: "Mr. Anslinger has a lot of arms and legs, or whoever is controlling him, same thing as the Wichman case, he's the front man, the man who has got to take the rap, poor bastard, I got sympathy for him." Der Lt. kann nicht gemeint sein; nicht nur fehlt ein 'n', auch war er zur Zeit dieses "rap" noch gar nicht auf der Welt +++ +++ Der Mainstream-Film ist nicht deswegen schlecht, weil er Klischees und Standards reproduziert; vielmehr besteht seine Funktion darin, das Neue (neue Gesten, Verhaltensweisen, Materialitäten, Oberflächenstrukturen) ins Bild zu setzen. Dabei ist jeder Quadratmillimeter der Leinwand in Bezug auf Zuschauererwartungen, Demoskopie und inszenatorischem Rhythmus durchkalkuliert. So stellt sich die perfekte Kommunikation mit dem Unbewußten des Betrachters her +++ +++ Madonna soll den Heterozwang bestätigen, wenn sie sagt, ich bin ein schwuler Mann in einem weiblichen Körper +++ +++ Der Auftritt von Baccara im Tunnel brachte die Szene zum Polonaise-Tanzen +++ +++"Die Freiheit ist der größte Sieg über die Menschheit" (Franz Beckenbauer)+++ +++ Auch so kann sich Pubertät fortschreiben: 2/3 aller Alkoholiker sind Männer, 2/3 aller Tablettensüchtigen Frauen+++ +++ Bruce Sterlings "The Hacker Crackdown" (crackdown-1.2.txt) ist bei THE THING downloadbar; tolle und spannende, den Datenstrom reflektierende Abhandlung über Hacker, Cracker und Phreaks [1. Crashing the System, 2. The Digital Underground, 3. Law and Order, 4. The Civil Libertarians] +++ +++ Lila Puschelobjekte auf grünen Turnmatten +++ +++ Das Thema verdient zwar eine ausführliche Beschäftigung (s. etwa Derridas Erläuterungen "Geschlecht (Heidegger)" [1987]), aber hier auf die schnelle Heideggers Erklärung, warum Frauen Angst vor dem Mann haben (und wie man damit mit Fragen umgeht): "Durch solches Fragen eröffne ich der Kranken den Blick für die Mannheit, für das Wesen des Mannes im Ganzen. Ich stimme die Frau auf das Mann-Wesen um. Man eröffnet ihr den vollen Wesensblick für den Mann, die Mannheit. Dadurch kann sie freier werden für einen Mann, für das Mann-Wesen, das für sie ihr Frau-Wesen erfüllt." (oder die brauen Frauen bei Hölderlin: "Dieser Name hat hier noch den frühen Klang, der die Herrin und Hüterin meint.") +++ +++ Ulla Zittelmann ist die letzte TV-Frau mit Charme +++ +++ +++ Die Leitung der documenta 10 wird Catherine David (*1954) übernehmen. Am Centre Pompidou zeigte sie u.a. Stan Douglas, Mucha, Baumgarten, Robert Gober und Eva Hesse +++ +++ In Amerika werden drei Frauen ohnmächtig und zur Operation eingeliefert. Die Körper werden aufgeschnitten - und Chirurgen und Krankenschwestern kippen um. Toxische Gase waren entwichen, deren Ursache nicht geklärt werden konnte. Pestizide aus der Landwirtschaft könnten in Frage kommen +++ +++ Morrissey kündigt seine Schwangerschaft an +++ LOVE: Kim Gordon ist auch schwanger, natürlich von Thurston Moore. EVIL: Im Mai erscheint ein neues Sonic Youth-Album +++ +++ Save the Vinyl: Griechenland hat den größten Vinylmarkt. Die Antike lebt! +++ +++ Als ob wir's nicht geahnt hätten: Galeristinnen, die auf Windsor-Anzeigen neben E-Gitarren posieren ("mit klarem Blick ... für Qualität ... ungesicherte Positionen ... Kunst als Wagnis"), setzen sich in der Realität mit klarem Blick für die Gleichung Kunst = Geld ein +++ +++ Props für "Dub" aus Kassel. Im Umfeld von Ms. Nurse erscheint jetzt das kostenlose Magazin mit lesenswerten Philosophien um House und Techno. Liegen in den einschlägigen Plattenläden rum +++ +++ An dieser Stelle wollen wir auch alle grüßen, die keine Erwähnung gefunden haben. Wenn erst wieder alle aus ihren Winterverstecken hervorgekrochen sind, wird es wieder hoch hergehen. Ansonsten sieht man sich beim nächsten Konzert, beim Einkauf oder im Netz +++
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