Claudia Reinhardt
Interview mit Teresa Orlowski
Sie trug schwarz. Das Make-Up war dezent und ihr dunkles, dauergewelltes Haar luftgetrocknet. Sie führte mich in ihr privates Büro, das in ihren Lieblingsfarben eingerichtet ist. Sie setzte sich in den roten Lederchefsessel und ich stellte den Walkman an...
Neid: Es hat uns gefreut, aber auch gewundert, daß Sie bereit waren, ein Interview mit uns zu führen. Was hat Sie daran interessiert?
Teresa Orlowski: Ich habe nur ganz begrenzt die Möglichkeit, Werbung zu machen, ich darf nirgendwo Werbung machen, das wissen nur wenige, aber das ist so. Das heißt, wenn ich zu einer Zeitung gehe und sage, ich möchte hier diese Seite drin haben, eine Anzeige von Teresa Orlowski - das geht nicht; ich mache mich strafbar und die Zeitung auch. Verbreitung von Pornografie ist total verboten, d.h. wenn eine Zeitung hier anruft und ein Interview machen will, sage ich fast immer ja, weil mich das weiter nach vorne bringt, denn jeder hat ja eine Message rüberzubringen, wie Sie ja auch.
Neid: Ich habe ja schon in meinem Brief an Sie angedeutet, daß wir etwas mit Feminismus zu tun haben. Interessiert Sie dieses Thema auch?
Teresa Orlowski: Ich bin auch eine Frau, und ich weiß, daß die Frauen heute mit Sicherheit nicht so frei sind, wie sie denken, oder wie sie es wollen. Wenn Sie zum Beispiel daran denken, wenn eine Frau verheiratet ist, ist sie normalerweise Eigentum des Mannes, das heißt er kann mit ihr machen, was er will. Wenn zum Beispiel die Polizei kommt, weil eine Frau um Hilfe gerufen hat, dann wird der Polizist sagen: "Aber was wollen sie, das ist doch ihr Mann, erst wenn sie tot sind, dann kommen wir." Und das hat sich mit dem Feminismus nicht geändert. Für mich bedeutet Feminismus, daß man vielleicht mit Haß gegen Männer arbeitet, und dagegen sträube ich mich. Sie müssen eins verstehen, Mann und Frau sind zwei verschiedene Wesen und wir können nur zusammen klar kommen, wenn wir den anderen Partner verstehen, seine Psyche und seine Art zu denken - wie er ist! Und das habe ich zum Beispiel gemacht. Ich habe fast mein Leben lang Männer bewundert. Das kommt vielleicht daher, daß mein Vater immer einen Sohn haben wollte, doch dann bin ich geboren, und ich wollte ihm immer zeigen, daß ich nicht schlechter bin als Männer. Ich bin automatisch besser klar gekommen mit Männer, ich habe immer mehr Männer als Freunde gehabt, die mir zum Beispiel die Tasche getragen haben... Ich habe gelernt, daß Frauen hinterhältig sein können, Männer nicht, nie so ganz. Ich bin auf Männer fixiert, ich bin nicht lesbisch, ich kann mit Frauen nichts anfangen. Ich finde, je intellektueller Frauen sind, desto komplizierter sind sie sich selbst, haben Sie das nie bemerkt? Das kann Probleme geben. Ich sage: solange die Frau das Kind zur Welt bringt, gehört sie an den Herd, egal wie man das anders hören möchte. Ich würde meinem Mann ein Nest machen, in dem er sich gut fühlt. Ich würde ihn massieren, ihm kochen und meine Beine weit aufmachen, nicht immer nur nerven.
Neid: Sie haben also kein Verständnis dafür, wenn Frauen das nicht machen wollen?
Teresa Orlowski: Ich habe Verständnis, wenn sie das vielleicht eine Zeitlang nicht wollen. Ich behaupte, Frauen wissen nicht, was sie wollen. Sie ändern immer ihre Meinung und Männer nicht, nicht so sehr. Ich kritisiere Frauen, weil ich ihnen helfen möchte, und sie sind mir nicht egal, nur verstehen sie mich oft falsch. Die glauben, ich nehme ihnen die Männer weg, weil sie das nicht so mitmachen können. Das können Frauen wirklich nicht, weil sie nicht so veranlagt sind. Frauen haben die Männer nicht verstanden. Frauen sind sehr passiv, haben wenig Sexualtrieb, und der Mann hat ständig. Was passiert - altes Lied - sie wird heilige Mama, faß mich nicht an, ich erzähl es dem Baby, du Schweini. Dann wird sie unten betäubt. Und was machen die Männer? Sie gehen fremd, das ist eben die Wahrheit. Ich weiß nicht, wie ich den Frauen helfen kann, daß sie heiß auf Sex sind. Wenn man schon so veranlagt ist, kann man schwer was ändern. Frauen sollten toleranter sein. Gut, wenn sie kein Interesse an Sex haben... dann sollen sie doch... Wenn man die Männer ständig bekämpft, werden die auch sauer. Und Frauen haben riesiges Talent, zu nerven und reden ohne Ende. Männer bekommen Angst, wenn die Frau sagt: du kommst heute früher nach Hause, wir müssen über unsere Beziehung reden. Der fängt an zu zittern, das darf man nicht machen. Daß die schon auch schwer sind, ist klar. Wer ist schon leicht?
Neid: Hm, okay... Sie machen Pornografie, und sie haben es vielleicht schon angedeutet, wie haben Sie herausgefunden, was Männer und was Frauen gerne sehen? Kennen Sie Unterschiede?
Teresa Orlowski: Ja, was Frauen gerne sehen, das kann ich nicht verwirklichen, das ist mal so mal so. Frauen brauchen das Gefühl der Sicherheit, daß der Mann sie erobert, ihr Blumen bringt zum Beispiel. Für den Mann ist Sex wie Sport. Er will sich beweisen, er will immer der Boss sein, ist doch klar, solche Schwächlinge wollen wir auch nicht haben, ich jedenfalls nicht. Und deswegen ist es unmöglich, für beide Geschlechter einen Film zu machen. Und in Deutschland herrscht darüber ein großes Mißverständnis. Ich drehe keine Dokummentarfilme. Ich drehe keine Filme, wo die Frauen immer Migräne haben, weil das haben sie zu Hause, ich verkaufe den Traum. Männer wollen eine heiße Frau auf dem Monitor sehen , die immer Lust hat, die gut aussieht. Hauptsache, die macht Aktion, das ist das wichtigste, nicht gut aussehen und tot, das ist nicht angesagt. Wenn sie gut ausssieht, ist es gut, aber egal, auf jeden Fall wollen sie eine Frau sehen, die hemmungslos ist.
Neid: Sie muß also im Film unbedingt aktiv wirken?
Teresa Orlowski: Sie muß das Gegenteil von dem sein, was sie in der Realität ist. Aber viele Frauen können das gar nicht, sie können mit einer dominanten Rolle nicht umgehen. Ich suche solche Frauen, aber viele schmeißen sich hin, warten zwanzig Minuten bis die Prozedur vorbei ist. Ich nicht, ich hab immer genossen, nicht immer, viel zu spät, ich hatte immer ein wahsinnig positives Erleben. Ich wollte immer alles dafür tun, daß der Mann Lust auf mich hat. Eine Frau sollte weiblich sein und sollte nicht darauf achten, daß sie große Brüste hat, oder denken: ach, ich bin eine dicke Kuh, und er will nur meine Brüste, er will eine Mama... Ich bin gern seine Mama, eine Geliebte, eine Hure, ist kein Problem, weil ich einfach brauche den Mann, ich brauche seinen Penis und ich will ihn so verrückt machen, daß er mich will, und ich finde es ein Kompliment, daß man Lust auf mich hat.
Neid: Und was glauben Sie, warum Frauen nicht so aktiv sind wie Sie, oder keine Lust haben, alles nur zu tun, damit der Mann sie will? Obwohl ich schon glaube, daß alle Frauen geliebt werden wollen?
Teresa Orlowski: Ich denke, das ist schon in der Natur, daß die Frauen so sind, so konstruiert ... ähm ... das es zu wenig gibt naturgeile Frauen. Es wird deshalb immer Prostitution geben und Produkte wie meine, weil Männer nicht in der Lage sind, eine Partnerschaft aufzubauen. Männer müssen der Frau wahnsinnig viel anbieten, daß sie sich überhaupt für ihn interessiert und deshalb greift er... und onaniert, und ich bin froh, daß der Kerl sich austobt.
Neid: Okay. Es gibt die Behauptung, daß Frauen keine Pornos mögen, weil dort keine Erotik mit im Spiel ist. Die Frage an Sie wäre: Was ist Erotik? Können Sie sie beschreiben? und: kann man sie darstellen?
Teresa Orlowski: Erotik kann man sehr schwer zeigen. Das ist mit soviel Aufwand verbunden, daß ich sage: nein danke. Wenn sie wüßten, was ich schon für Unkosten habe. Unsere Gesellschaft ist so, daß sie glaubt, weil sie so kultiviert und zivilisiert ist, daß sie es nicht nötig hat, Pornografie zu konsumieren. Ich sehe das aber nicht so. Frauen reden sehr oft von Erotik. Die sind verlogen, wirklich, weil Frauen, die haben Scham- und Schuldgefühl, die trauen sich nicht zu sagen - Penis. Warum verpacken? Von dem Rücken eines Mannes hab ich nichts, überhaupt nichts. Und wenn es tatsächlich eine Marktlüge gebe von dem, über das die Frauen reden, dann gäbe es viele Produzenten dafür. Wenn man wüßte was da läuft - aber da läuft nichts.
Neid: Aber was halten Sie dann von Madonna? Die versucht ja, Erotik zu zeigen. Wie finden Sie die?
Teresa Orlowski: Daß das Madonna-Phänomen funktioniert, haben wir der Kirche und unserer Erziehung zu verdanken. Daß eine Frau ihren Busen zeigt und alle schockiert sind, das ist so lächerlich. Ich amüsiere mich köstlich darüber, das ist wie im Mittelalter, das ist der Spiegel unserer Gesellschaft. Solche Mädchen, die nach nichts aussieht und auch nicht singen kann, daß sie die ganze Welt so schockiert mit solch einem Schwachsinn. Das ist Armutszeugnis für diese Gesellschaft. Was ist das schon besonderes. Aber vielleicht muß man die Menschheit so kurz halten. Daß wir in so einer komischen Welt leben, wo so etwas wie Ehe funktionieren sollte, weil der Staat sich absichern will, daß immer ein Opfer da ist, wenn sie sich trennen... ja stellen Sie sich vor, sie heiraten nicht - das kostet dann dem Staat.
Neid: Moment, Sie wollen sagen, daß sie gegen die Ehe sind, aber Sie waren doch auch verheiratet?
Teresa Orlowski: Na logisch, klar, deswegen.
Neid: Ach so.
Teresa Orlowski: Ich war zweimal verheiratet, und für mich hat diese Institution überhaupt nichts gebracht. Was ist denn schon dahinter? Das war einmal ein schönes Märchen, daß wenn du krank bist, jemanden hast, der für dich sorgt. Wer will sich heute noch um kranke Menschen sorgen? Das ist schön, hört sich gut an, aber funktioniert nicht. Ehe ist nur ein Gefängnis. Das wird vom Staat schmackhaft gemacht, aber es verdienen nur Rechtsanwälte und Gerichte dabei. Und dann, sehen Sie mal, das war vielleicht mal ein interessanter Mann, aber später will ihn keine Frau mehr haben, der gleiche Mann , nur weil er finanziell geschwächt ist kommt er nicht mehr in Frage. Unsere Gesellschaft ist verlogen. Unsere Gesellschaft ist wirklich pervers...
Neid: Ja, um nochmal auf den Feminismus sprechen zu kommen...
Teresa Orlowski: Ja klar, kein Problem, Sie können mich alles fragen. Ich habe auf alles eine Antwort.
Neid: Bei dem heutigen Feminismus...
Teresa Orlowski: Ich kenne den nicht.
Neid: Ja, da geht es um die Destruktion von Geschlechtsidentitäten, das heißt, es soll keine Bedeutung mehr haben, ob ich Mann oder Frau bin.
Teresa Orlowski: Aha.
Neid: Und dazu nochmal eine ähnliche Frage, wie vorhin,wie würden Sie männlich und wie weiblich beschreiben?
Teresa Orlowski: Also männlich: Stärke. Frau: weiblich, weich. Und das kann nur gut gehen, wenn Frauen nicht versuchen, wie Männer zu sein, das finde ich furchtbar. Es müssen getrennte Persönlichkeiten sein. Die Konsequenz wäre zum Beispiel, daß die Frauen in den Krieg müssen zum Beispiel. Aber das wollen die dann nicht. Bis dahin, aber dann ist Schluß. Also ich finde die Frauen sollten nicht ihre Kraft dazu verschwenden, um genau gleich, wie die Männer zu sein. Wenn ich jetzt Politiker wäre, hätte ich zu Ihnen gesagt, ja Sie haben Recht, wir müssen kämpfen, wir sind doch Frauen. Das ist alles Lüge. Ich rede nicht so. Ich sage, daß Frauen immer weniger verdienen werden, weil sie leider die Kinder zur Welt bringen müssen. Und das muß jemand tragen. Ich als Unternehmer habe hier schon oft schwangere Frauen gehabt, ich bezahle mich dumm und dämlich und habe nichts davon. Das finde ich so ungerecht. Und so werde ich automatisch so machen, daß wenn Frauen, weniger verdienen, weil ich das einkalkulieren muß. Den Staat interessiert das nicht, obwohl er kassiert die Lohnsteuer. Wirklich diese Regierung ist verlogen wie jede andere, klar, die lebt nur davon. Aber gegen diese Ungerechtigkeit, da können Sie sich nur aufregen, das kann man nicht ändern, das wird immer so bleiben. Ich finde die Frauen müssen sich damit abfinden, und sie sollen nicht in falschen Sachen ihre Kraft verschwenden. Wenn sie das ändern können, das ein Mann das Kind bekommt,- finde ich wunderbar, dann - ja sind sie gleich.
Neid: Also Sie meinen man ist von Natur...
Teresa Orlowski: ...benachteidigt.
Neid: ...männnlich oder weiblich - aber sie haben eben mehr von der Gesellschaft gesprochen, das hat ja dann nichts mit der Biologie zu tun...
Teresa Orlowski: Wie, daß...
Neid: Obwohl - Sie sagten ja, daß wenn die Biologie anders wäre, die Gesellschaftsordnung ebenfalls anders...
Teresa Orlowski: Ja, das könnte ich mir vorstellen. Daß das erste Kind die Frau, das zweite nicht... So könnten alle die Kosten tragen. Aber das wird sich nicht ändern. Ich bin die erste Frau die Ihnen die Wahrheit sagt, sie werden von mir nicht Lügerei hören, wirklich nicht. Versetzen Sie sich in die Lage eines Unternehmers. Eine Frau ist sowieso schwächer als ein Mann. Sie ist nicht so belastbar. Die Frau, wenn sie bei der Arbeit ist, dann hat sie Gedanken - ist der Kühlschrank voll, die Hemden gebügelt oder überhaupt was sie noch machen muß. Männer nicht. Männer konzentrieren sich nur auf ihren Job. Das können Sie nicht nachvollziehen, weil Sie kein Unternehmer sind.
Neid: Sie arbeiten mit Bildern. Arbeiten Sie mit Frauen? Zum Beispiel mit Fotografinnen oder Regisseurinnen?
Teresa Orlowski: Ja klar. Ich habe eine Kamerafrau, eine Frau, die die Script macht. Aber das ist alles sehr beschränkt. Eine Frau, die Editor macht, geht nicht, weil das technische Verständnis reicht nicht mehr aus. Es gibt Ausnahmen, aber die sind nicht die Regel. Das heißt Frauen sind doch nicht so... vielleicht... naja, können sich nicht so engagieren. Wir haben hier zwanzig bis dreißig Prozent Frauen. Weil wir brauchen hier sehr ausgebildete Leute. Die Technik ist sehr kompliziert.
Neid: Könnten Sie sagen, daß sie lieber mit Männern...
Teresa Orlowski: Ja, wie gesagt, lieber mit Männern, weil die nicht so oft krank sind. Ich hatte hier eine schwangere Frau, die war an der Zentrale und ab März ist sie nicht mehr gekommen, weil sie schwanger ist. Niemand hat gefragt, ob ich das kann, ich mußte doppelt bezahlen. Die Löhne in Deutschland sind furchtbar. Deutschland hat keine Chance mehr, weil niemand so teuer produziert wie Deutschland. Und immer noch mehr Freiheit, mehr Urlaub - das geht so nicht. Sozialstaat ohne Ende, aber der Mensch lernt nicht. Kommunismus - das funktioniert doch nicht, es funktioniert nur Leistung. Und die Arbeitsmoral in Deutschland ist sehr tief gesunken. Wissen Sie, was es bedeutet, sich dreißig Angestellte anzuschaffen? Das ist Selbstmord, das ist das gleiche wie wenn sie dreizig Kinder haben. Wie wollen sie die alle kontrollieren? Und jeder muß das Gefühl haben, die ist da, die kann kommen und schauen was ich gemacht habe. Das geht mir so auf die Nerven.
Neid: Aber man hört ja, Sie haben es ganz gut geschafft, die Umsätze sind gut, das Geschäft läuft...
Teresa Orlowski: Das Finanzamt hat mich schon gefragt, wie lange ich mir dieses teure Hobby noch erlaube. Solche Umsätze waren hier.
Neid: Kennen sie Annie Sprinkle?
Teresa Orlowski: Ja. Die ist primitiv. Ich hab sie erlebt in Hamburg, ich hab gedacht, mit ihr könnte man vielleicht ein Video machen - das war ihre Idee. Ihre Sachen haben mir gefallen und so. Und es stimmt, die Freier sind furchtbar. So, aber sie ist in so eine primitive Richtung gegangen. Wie die sich anzieht, da kann doch kein Mann sie anfassen wollen, solche Röckchen, oh nein, Seltenheit. Auf der Bühne, schauspielerisch schon, gar nicht so schlechtes Talent, aber sie haßt Männer. Ja, sie hat gesagt, sie mag nur Frauen, und sie findet Männer abscheulich.
Neid: Das finde ich seltsam, sie hat doch die Show gemacht in Hamburg, wo jeder in ihre Vagina schauen konnte...
Teresa Orlowski:Was hat das damit zu tun?
Neid: Das hat doch auf keinen Fall etwas mit Männerhaß zu tun, das war ja sehr aufklärerisch, da ging es wohl darum, eine Hemmschwelle abzubauen.
Teresa Orlowski: Ich hatte gedacht, Mensch, Mensch, die Frau hat Mut, ihre Vagina zu zeigen und so, aber das war nur Showeffekt. Sie kennen amerikanisches Denken nicht, man tut alles, um ins Gespräch zu kommen. Das hat die nur gemacht, um einen Showeffekt zu erzeugen. Das war alles.
Neid: Und was meinen Sie, was sie wirklich will?
Teresa Orlowski: Ich habe nicht lange mit ihr gesprochen, weil mir der Appetit vergangen ist, als ich sie gesehen hatte. Sie hat nichts mit meiner Branche zu tun. Sie kämpft sogar dagegen, ein bißchen unterscheide ich schon. Sie hat so lächerlich ausgesehen.
Neid: Und sie kämpft gegen ihre Branche, wie denn?
Teresa Orlowski: Sie hat zum Beispiel Bilder gezeigt und Frauen, die Pornos gemacht hatten, und hat gesagt, daß sie sich auch geändert hat. Sie hat endlich eingesehen, es war nur ein Geschäft von bestimmten Menschen, und sie verkauft sich nicht mehr - so ein Quatsch. Verkaufen Sie sich als Hausfrau? Sie war immer zu dick und hat nur eins - Haß auf Männer, weil die nichts von ihr wollen. Gut, das ist vielleicht eine Entwicklung, die einer Frau passieren kann.
Neid: Ich kann mir vorstellen, daß in Ihrer Branche vielleicht auch Veränderungen eintreten, angesichts von AIDS, und es würde mich interessieren, wie Sie darauf reagieren. Indem sie zum Beispiel SAFE SEX-Videos produzieren?
Teresa Orlowski: Niemand möchte solche Filme sehen. Dem Endverbraucher ist egal, ob Menschen verrecken. Ich finde das auch unmenschlich. Ich habe gehört, daß man in Amerika versucht hat, solche Filme zu drehen. Flop, lief überhaupt nicht. Wir schützen uns so, daß die Leute aktuelle Aids-Tests bringen, was aber kein richtiger Schutz ist. Aber weltweit, wie Sie sehen, ist kein Pornodarsteller aids-krank. Wir teiben es nicht so wild, wie alle draußen meinen.
Neid: Und glauben Sie, daß sich in einer anderen Form sich etwas verändert? Verändert sich vielleicht das Sexualverhalten der Menschen?
Teresa Orlowski: Vor ein paar Jährchen glaubte man das, ist aber nicht eingetroffen. Das ist zwar auch gefährlich.... ich weiß nicht, was richtig ist, die Wahrheit sagen, oder doch Panik zu vertreiben, weiß ich nicht. Jeder sollte für sich entscheiden. Wenn es um Sex geht, sind Männer unrealistisch und Frauen sind vernüftiger und sagen: Moment mal! Männer nicht, nur Titts sehen. Ich finde es wichtig, daß Frauen das wissen. Die Männer haben kein Gefühl, wenn sie einen Pariser haben. Das ist, wie wenn Sie ein Bonbon in den Mund nehmen und es ist noch im Papier.
Neid: Sie meinen, das bringt's tatsächlich nicht mit Pariser?
Teresa Orlowski: Für den Mann nicht. Für die Frau ist es egal.
Neid: Das wäre aber schrecklich, wenn das so wäre.
Teresa Orlowski: Ja, aber wir haben es alle ohne Kondom gemacht und es ist nichts passiert. Ich habe in meiner Karriere vierzehn Filme gemacht. Alle denken Orlowski hat mit tausenden von Männern geschlafen. Ich habe die ganzen Darsteller gezählt mit denen ich intim war und es waren dreißig bis fünfunddreizig, und jetzt sagen Sie mir, welche Hausfrau weniger hatte, in zehn Jahren!
Neid: Haben Sie eine Message, die Sie durch Ihre Person ausdrücken? Ich habe mich immer gefragt, warum Sie selbst in Ihren Filmen auftreten.
Teresa Orlowski: Es war nie mein Traum, daß ich in einem Porno mitspiele, oder Karriere mache, das war nie mein Traum, das war Zufall, wie alles im Leben ist. Das hatte damit zu tun, daß mein Mann wirklich ein Voyeur war. Und er hat kapiert, daß ich doch exhibitionistisch bin. Ich wäre nie soweit gegangen. Meine Eltern - und ich hatte auch schon ein Kind gehabt, als ich Moser kennengelernt hatte, mein Sohn war schon sechs oder sieben Jahre alt. Ich bin so rein geruscht, weil er erkannt hatte, daß die Frau wirklich heiß ist, daß man mit der Kohle machen kann. Dann hab ich das gemacht und habe bemerkt - Mensch alle bewundern mich, und Kameras, und ich präsentiere mich von meiner besten weiblichen Seite. Ich mache mich hübsch für Männer - sowieso bin ich auf sie fixiert - und es hat mir wirklich Spaß gemacht. Hab das später kapiert, daß er sich daran aufzieht und das geil findet. Das hatte ich erst nicht gewußt, weil welche Frau von uns mag mit einem Mann leben, der sie an andere Männer weitergibt? Die wollen doch geliebt werden, daß er ein bißchen eifersüchtig ist und nicht sagt, ja mach mal, das macht mich geil, - das ist furchtbar! Trotzdem bin ich nicht verbissen geworden. Diese Kraft, die ich hatte, bewundere ich selbst. Es gibt solche Männer, aber das sollte man nicht verallgemeinern .
Neid: Sie sind Polin, fühlen Sie sich als Polin oder eher als Deutsche?
Teresa Orlowski: Beides. Ich bewundere Deutsche. Sie sind zuverlässig, ehrlich. Ich möchte mich jetzt nicht über nationale Gedanken auslassen. Doch sie halten nie so viel zusammen und sind nie so ganz stolz. Und ich denke, jedes Land hat irgendwelche Schweinereien am Wickel, aber davon spricht heute keiner. Daß die Deutschen heute noch ein Schuldgefühl haben, das verstehe ich wirklich nicht. Weil - das ist immer das beste, schlechtes Gefühl, abkassieren. Aber dann ist es immer noch nicht in Ordnung. Ich denke, daß sie dadurch viel verlieren, daß sie nie so stabil und stark sind.
Neid: Und was sagen Sie zu den faschistischen Anschlägen?
Teresa Orlowski: Also ich möchte nicht wie alle anderen reden, ich bin immer gegen Gewalt, ich hasse Gewalt. Jeder mag nicht teilen, deswegen kommen wahrscheinlich diese Aggressionen. Das ist große Politik. Ich bin gespannt, wie sich das weiterentwickelt. Aber grundsätzlich, es gibt genügend Leute, denen man wirklich helfen muß, weil die können nichts dafür, daß bei ihnen Krieg ist. Aber Asylanten und Ausländer ist wirklich nicht mein Problem oder mein Thema, ich bin selber einer. Trotzdem möchte ich mich hier sicher fühlen und es geht nicht, daß hier die ganze Welt aufgenommen wird. Kriege wird es immer geben, auch wenn die Menschen das nicht hören wollen. Ich hasse Krieg auch, weil Frauen sind das Gegenteil, sie bringen Leben zur Welt. Männer können das nicht nachvollziehen, die sind sofort aggressiv, weil Sexualität das auch macht, daß die Männer so bescheuert sind und ständig Krieg machen. Aber das muß wahrscheinlich so sein, sonst würde es zuviele Menschen geben, wie in Afrika auch. Wie wollen sie da helfen? Wie wollen sie Tote noch am Leben halten? Weg sie, bleibt zehn Prozent nur, und die richtigen zehn Prozent können sich zivilisieren. Wenn eine Frau diesen Instinkt nicht hat, egal ob sie schwarz oder weiß ist, daß sie ein oder zwei Kinder zur Welt gebracht hat, und sie sieht, daß sie sterben, und sie macht weiter Kinder, weil sie dumm katholisch ist oder so ein Schrott, ich kann ihr auch nicht helfen.
Neid: Aber ich glaube nicht, daß das Sterben in Afrika etwas mit Religion zu tun hat.
Teresa Orlowski: Doch es gibt Ärzte, die kommen aus Europa und erklären das mit Kondom und Pille, die Männer lachen sich tot, die dummen Neger, entschuldigung. Das ist doch wirklich Tierwelt, fast. Ich finde schön menschliches Gefühl, daß man dafür Verständnis hat, aber das ist Verlogenheit. Es ist gesund, egoistisch zu denken. Es wäre schöner, etwas anderes zu behaupten, bin ich nicht der Typ, und ich bin gerne Egoist. Ich kann nicht Millionen von Menschen zufrieden machen, durch meine Produkte schon, ich habe gemerkt, ich habe sehr viele Menschen glücklich gemacht. Ich habe Leuten geholfen. Ich dachte Witta Pohl wäre glücklich mit ihrem Zahnarzt. Ich weiß nicht, was sie sucht, was sie damit erreichen möchte. Ich wunder mich nur über das alles.
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